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joscha

Die eigene Apotheke: So geht`s

Aktualisiert: 11. Juni 2024

Ich bin von der Heilkraft der Natur absolut überzeugt. Schon immer wendete unsere Familie Heilpflanzen an. Meine Grossmutter hatte immer ihre Ringelblumensalbe parat und meine Mutter machte mir immer Kartoffelwickel und Kräutertee, wenn ich krank war. Salbeitinktur gegen Aphten und zum Gurgeln und Coca Cola gegen Bauchschmerzen. Mit den Hausmittelchen habe ich niemals aufgehört. Aus den Hausmittelchen wurde selbsthergestellte Heilmittel. Tinkturen, Ölauszüge, getrocknete Wurzeln, Rinden und seit einigen Jahren auch Medizinalpilze sind bei mir immer auf Lager. Sie sind für mich essentiell. Mittlerweilen ist eine ganze Apotheke entstanden. Wie du dir deine eigene Apotheke zusammenstellst und so viel Geld sparen kannst, erfährst du in diesem Beitrag.


Liebe Leserin und lieber Leser

Ja, ich bin ein männliches Kräuterweib. Zwar werde ich wegen meiner Ernährung und dem Lebensbejahenden Lebensstil praktisch nie krank, aber auch mein Körper hat seine Schwachstellen. Die passende Medizin im Notfall bereit zu haben, hat mir schon oft sehr geholfen. Wenn ich gerade nichts brauche, dann sicherlich meine Partnerin, ein Freund oder eine Nachbarin.

Die Apotheke Gottes und die Pharmafirmen seiner Söhne und Töchter

Die Apotheke Gottes: So nannte die, leider viel zu wenig geschätzte Kräuterkundige Maria Treben die vielen Heilpflanzen in Feld und Flur. Schon seit Jahrtausenden unterstützen die Pflanzen die Selbstheilungskräfte bei jeder Krankheit.  Man kann jedoch wildwachsende Pflanzen und Pilze nicht mit Patenten belegen und so keine Millionen scheffeln. Das ist auch der Grund dafür, dass im Vergleich zu neuen Pharmapräparaten nur sehr wenig geforscht wird. Ich wünsche mir viel mehr Studien zu der Wirksamkeit verschiedener Pflanzen, Pilzen und Algen. Zusätzlich verhindert Lobbyismus weiter Aufklärung in diese Richtung. Meistens sind es ähnliche Firmen, die auch in der Landwirtschaft gegen die Natur arbeiten.


Viele Apotheken verkaufen ebenfalls Naturheilmittel. In der Schweiz sind die jedoch unglaublich teuer. Es werden sogar rote Beete-, Ananas-, Brokkoli- und Grünkohlpulver in Kapseln angeboten, die über 20 CHF kosten. Da mache ich mir meine Arzneien lieber selbst und weiss auch noch, von wo die Pflanzen stammen.

Die ganz eigene Apotheke zusammenstellen

Wenn du dir deine eigene Apotheke zusammenstellen möchtest, empfehle ich:

  1. ein erste Hilfekit mit Mullbinden, Pflaster, Desinfektionsspray, Verbänden u.a. im Haus zu haben.

  2. Für sich herausfinden, welche Arznei man selbst am meisten braucht. Die haben dann Priorität. Arbeitet man auf dem Feld oder im Garten braucht es eine Salbe für die Hände, auf dem Bau ist eine Schmerzstillende Lotion für den Rücken von Vorteil (siehe unten) von Vorteil, hat man öfters Kopfschmerzen oder Migräne helfen Auszüge aus Mädesüss und Mutterkraut.

  3. Fläschen (z.B. Lukasflaschen), Tropfer und andere Glaswaren auf Lager zu haben hilft.

  4. Sammelequipment wie ein Weidenkorb, eine gute Schere, Handschuhe (für Dornen, Brennhaare und Stacheln).

  5. Ein gutes Heilpflanzenbuch anschaffen

Jeder von uns hat mindestens eine Schwachstelle am Körper! So würde ich anfangen...


Da ich mich oft unter Druck setze und somit Stress empfinde, kommt es bei mir immer wieder zu Bauchschmerzen. Ich halte also immer etwas Fenchel, Basilikum, Anis, Minze oder Schafgarbe bereit.

Dazu kommen noch wichtige Wundheiler wie Beinwell, Fichtenharzsalbe, Ringelblume, Blutwurz und Spitzwegerich dazu. Sie helfen bei Verletzungen und Insektenstichen; der weniger prickelnden Seite des Vieldraussenseins.

Schreib dir am besten auf, was du, deine Kinder oder dein Partner*in am meisten braucht. Es gibt mineralische- pilzliche, pflanzliche- und tierische Naturheilmittel. Die Zutaten selbst anzubauen oder draussen zu sammeln scheint zuerst schwierig, doch Schritt für Schritt wirst du immer mehr Pflanzen zur richtigen Zeit, am richtigen Ort sammeln und so verarbeiten können, das sie dir ihre maximale Heilkraft zur Verfügung stellen können. Auch hier ist der Weg das eigentliche Ziel. Im Internet kann man ebenfalls getrocknete Kräuter kaufen.

Die Lebendige Apotheke

Du musst nicht alles trocknen oder in eine Tinktur verwandeln. Die Pflanzen können auch einfach in Reichweite wachsen. Garten, Balkon, Kiste auf der Fensterbank können ebenso zum Teil der eigenen Apotheke werden. Wenn ich unterwegs bin, dann kann ich nicht alle Tinkturen mitnehmen. Am Wegesrand werde ich aber meistens fündig. Ein interessanter Beitrag zu diesem Thema ist unten verlinkt.


Mein Garten ist ebenfalls meine Apotheke und auch die von vielen Wildtieren. Wer Medizinalpflanzen anbaut, der tut auch was für die lokale Fauna.

Der haltbar gemachte Teil der

Nicht zu jeder Zeit im Jahr ist alles reif, vorhanden oder hat saison. Auch bei der Medizinherstellung gibt es Jahreszeiten. Dazu gibt es verschiedenste Methoden, von denen jede ihre Vor- und Nachteile hat. Der Oktober und November sind fabelhaft um im Tal die Früchte/Samen und in der Höhe die ersten Wurzeln zu sammeln. Ausserdem wachsen jetzt sehr viele Medizinal- oder auch Vitalpilze.


Haltbar machen


Wurzelmedizin im Sommer zu Sammeln macht in den meisten Fällen genau so viel Sinn, wie frische Blätter und Triebe im tiefsten Winter. Deshalb müssen wir die Pflanzen konservieren. Dazu können wir sie trocknen, sie in Alkohol, Öl oder Glycerin einlegen, sie Einfrieren oder pasteurisieren. Ein paar Tipps dazu:

Auszüge: Einige pflanzeninhaltsstoffe Lösen sich am besten in Alkohol oder Öl, deshalb legen wir getrocknete oder frische Pflanzenteile in jene Lösungsmittel ein. Mit täglichem Umrühren oder schütteln lösen sich die Substanzen besser. Bis auf die Herstellung von Johanniskrautöl wird das immer fern von Sonnenlicht gemacht. Mit den Tinkturen und Ölauszügen können je nach Bedarf heilende Salben, Lotionen, Balme, Tröpfchen oder Elixiere hergestellt werden.

Trocknen: Generell gilt: Kräuter trocknen immer im luftigen Schatten, mit Temperaturen unter 40°C. In der Sonne getrocknete Kräuter (ausser Wurzeln) werden strohig und riechen nicht mehr, sie haben einen grossen Teil ihrer ätherischen Öle verloren. Nach der schonenden Trocknung sollten sie luftdicht, kühl und dunkel gelagert werden. Keksdosen aus Blech eignen sich vorzüglich dafür.


Tipp: Immer alles schon gleich nach der Ernte mit Art der Pflanze und Erntedatum anschreiben. Drogen, sprich getrocknete Pflanzen zu unterscheiden ist eine Kunst für sich! Getrocknete Heilmittel können zu einem späteren Zeitpunkt auch einer Tinktur beigefügt werden oder als Tee und Abkochung weiterverwendet werden.

Einfrieren: Auch Einfrieren kann eine gute Lösung sein, wenn man z.B. einen Vitamin C haltigen Saft, den man für den Krankheitsfall aufheben möchte, einfriert. Die Sterilisation zerstört viel Vitamin C.


Pasteurisieren: Einige Arzneien, wie Holunderbeeren müssen mindestens einmal erhitzt werden, um überhaupt für den Körper verträglich zu sein. Die Beeren für mindestens 5 min köcheln, dann schonend zu entsaften und den Saft anschliessend in Flaschen haltbar zu machen ist ne tolle Methode für Holunder.

Willst du ein Video oder einen Beitrag, in dem ich eine der Methoden genau vorstelle? Hinterlasse mir doch einen Kommentar.


Wie sieht denn unsere Apotheke aus?


Ich liebe es, mit Heilpflanzen mein Essen zuzubereiten. Jedes Gewürz, ausser Maggi und Aromat (die Schweizer verstehen, was ich meine:-)) haben Heilkräfte. Wenn ich etwas als Tinktur nicht auf Vorrat habe, suche ich im Gewürzschrank nach Alternativen.

Folgende Heilmittel sind bei uns immer am Start: Fenchel, Beinwelltinktur, Salbei (getrocknet und als Tinktur), Schafgarbe, Ringelblumen-/Wundklee-/Spitzwegerich-/Fichtenharzsalbe, eine riesige Auswahl lokaler Superfoods (für meine eigenen Supplementmischungen), Löwenzahnwurzel, Augentrost, Beruhigungstropfen und Johanniskraut (als Öl, Tinktur und getrocknet).

Einige Tinkturen verbleiben über Jahre im Schrank, bevor sie jemand braucht. Manche Auszüge müssen, meiner Erfahrung nach, immer wieder frisch angesetzt werden, um ihre Heilkraft zu waren.

Dazu kommen noch ätherische Öle, Wachse, Pilze, Harz, Räucherstoffe, Rinden, Abfüllglässchen, Emulgatoren und ne Buddle voll Rum. Obstler, Doppelkorn und Vodka schlagen bei der Tinkturen Herstellung jedoch weniger zu Buche und fürs Moonshining bin ich nur bedingt ausgerüstet. Die paar Heilmittel auf dem Titelbild sind nur ein kleiner Bruchteil unserer Apotheke! Nachfolgend gibt`s noch eine Übersicht, die dir helfen soll, die richtige Pflanze schnell zu finden.

Die aller häufigsten Beschwerden und ihre Pflanzen/und sonstige Mittel 😊

Kopfschmerzen: Abstinenz, Mutterkraut, Minze, Mädesüss

Bauchschmerzen: Anis, Basilikum, Fenchel, Minze, Kamille, roher Kartoffelsaft (bei Sodbrennen)

Sonnenbrand: Aloe vera, das geelige Innere der Hauswurz, frisch gequetschte Holunderblätter, Johannisblütenöl, Sanddornöl

Gelenkschmerzen: Teufelskralle, Arnika, Engelwurz, Hanftinktur(äusserliche Anwendung)

Reizhusten:  Eibisch, Spitzwegerich, Malvenblätter und Blüten, Efeublättertee, Islandisch Moos

Husten mit viel Schleim: Thymian, Rosmarin, Anis, Geranium

Fieber fördern: Holunderblüten

Fieber senken: Mädesüssblüten, einjähriger Beifuss

Nervosität/Schlaflosigkeit: Passionsblume, Zitronenmelisse, Minze, Hopfen, Baldrian, Lavendel, Engelswurz, Orangenblüten, Hafer

Eisenmangel: Brennnessel, gekeimte Linsen, Petersilie, Kardamom

Migräne: Mädesüss, Mutterkraut, Weidenrinde (bedingt einsetzbar, da es zu Magenschmerzen führen kann), Schafgarbe

Ängste: Innere Arbeit, Baldrian, Melisse, Passionsblume, Kamille, Ashwaganda, Hanf, Rosenwurz,

Allergien: Pestwurz, Schwarzkümmelöl, viel draussen sein

Insektenstiche: Spitzwegerich, Ringelblume, Hauswurz, Johanniskraut

Verstopfte Nase: Spülung mit Meersalz,

Bindhautenzündung: Augentrost

Depressionen: Johanniskraut, Kuscheln, Leinsamen (allgemein viel Omega 3), Vitamin D und Bewegung an der frischen Luft, Hafer, Passionsblume, Rosen, Kurkuma, Ginseng

Kleiner Zehen an Bett angeschlagen: Unverschämt Fluchen, Engelwurz, Arnica

Leberprobleme: Abstinenz, Artischocken, Löwenzahn, Wermut (nicht in Form von Absinth 😊), Enzianwurzel (wieder nicht der Schnaps, sorry), Zichtorienwurzel, Bockshornklee

Unreine Haut (innerliche Anwendung): Keine tierische Milch mehr, Gesichtswasser mit Birkenblättern, Weizenkleie, Stiefmütterchen. Unreine Haut (äusserliche Anwendung): Heilerde, Teebaumöl, Peeling mit Weizenkleie

Erkältung: Echinacea, Holunder, Wasserdost, Umkaloabo, Kapuzinerkresse, Zimt, Schafgarbe, Ingwer, Sanddorn, Olivenblätter, Zwiebel, Bartflechte, isländisch Moos,Meerretich

Es gibt zu jeder Beschwerde noch mehr Pflanzen. Oft haben sie einen emotionalen/seelischen Auslöser und können mit keiner Droge einfach weggezaubert werden. Grundsätzlich empfehlen wir aber Prävention statt Heilung; z.B. mit einer vollwertig, pflanzlichen Ernährung mit möglichst hohem Rohkostanteil, frische Luft, Stress vermeiden, Sonnenlicht und Bewegung...

Eine eigene Apotheke zu haben und auch unterwegs immer zu Wissen, welche Pflanze man am besten in dieser oder jener Situation sammeln kann, ist für mich einfach wichtig. Ich war schon in so vielen Umständen froh um mein Heilpflanzenwissen. Danke an meine grünen Freunde!


Aller Anfang ist grün


Falls du noch gar keine Heilpflanzen kennst, dann fange mit Löwenzahn, Brennnessel und den Gewürzen in deinem Küchenschrank an. Wissen kann man sich in den unzähligen Büchern zu diesem Thema aneignen und die Erfahrung kommt mit der Anwendung.


Wie sieht deine Apotheke aus? Schreib`s doch mir unten in die Kommentare!   


Verlinkter Beitrag und andere Links:

Ich biete ebenfalls Kurse zu Wildpflanzen, Heilmittelherstellung und Verarbeitung an (auf Anfrage): https://erdwandler.com/vortrage-kurse-weiterbildungen/

Eine sehr kompetente Kräuterkundige für Führungen und Kurse: https://www.heilpflanzen-coaching.ch/

Regelmässige Updates zu unserem Permakulturhofprojekt gibts auf unserer Instagram-Seite: https://www.instagram.com/erdwandler/

Noch viele weitere Infos und spannende Beiträge findest du in den Kategorien dieses Blogs. Viel Spass beim Lesen.

69 Ansichten2 Kommentare

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2 Comments


eugen
Sep 29, 2024

Danke Joscha für die Zusammenstellung deiner Erfahrungen.

Bei meinem letzten Waldgang sah ich kürzlich wieder einmal schön ausgereifte Pfaffenhütchen und dachte mir, die müssen sicher auch für etwas gut sein. Im Internet fand ich dann dass diese früher tatsächlich medizinisch abgewendet wurden (heute noch in der Homöopathie); unter anderem auch gegen Kopfweh.

Hast du eventuell damit auch Erfahrung?

Ist vermutlich wegen Giftigkeit/ Nebenwirkungen nicht sehr einfach in der Dosierung

https://medlexi.de/Gew%C3%B6hnlicher_Spindelstrauch

Viele Grüsse Geugi

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kuhndesiree
Oct 14, 2024
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Gerne..

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