Ich habe 5 Berufe. Wie es dazu kam und wie ich auch ohne Diplom mit jedem davon Geld verdiene
- joscha
- 26. Okt.
- 26 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 27. Okt.
Ja, ich habe 5 verschiedene Berufe! Jede dieser Tätigkeiten gibt mir ein Einkommen. Wie funktioniert das? Wie kam es dazu? Was ist mein Lieblingsberuf? All das und noch viel mehr erfährst du in diesem Beitrag.
Aber Achtung! Dies ist ein Beitrag mit vielen Wendungen, Umbrüchen und sich überlagernden Ereignissen. Ein riesen Chaostext also, aber genau so ist mein Leben. Wie sonst sollte ich es beschreiben. Also: Lesen auf eigene Gefahr und viel Spass!
Viele Berufe=Viele Diplome?
In meinem Leben habe ich schon viele Berufe ausgeübt, aber nur eine offizielle Ausbildung abgeschlossen; aber nie wieder in dem Beruf gearbeitet. Das Studium habe ich auch nur bis knapp vor dem Abschluss durchgezogen und dann: Adieu! Was für eine Auflistung der Misserfolge.
Der Grund: Ich passe in kein System, und je mehr ich mich passend machen will, desto schlechter geht es mir. "Been there, done that" wie man auf English so schön sagt. Dennoch kann ich von den Berufen leben, die ich eben nicht auf klassische Weise gelernt habe, und möchte mit dir nun teilen, wie ich das geschafft habe. Vielleicht ist der Text auch etwas für dich. Vielleicht siehst du danach wieder etwas Licht am Horizont; für dich und deine Kinder. Genau dann, wenn ihr wie ich, so gar nicht in die klassische Bildungswelt passt.
Nicht ganz so normal also. Ich hole etwas aus
Jetzt folgt die Geschichte, wie ich zu den ganzen Berufen kam. Wenn du nur die einzelnen Berufe wissen möchtest, dann musst du weiter nach unten scrollen.
Die Geschichte: Egal wie sehr ich es versuche, ich passe nicht in "den Beruf" hinein. Ich war schon öfter neidisch auf Leute, die scheinbar nur mit einem Beruf völlig happy sind, ihr Leben abtuckern und bei denen der Alltag relativ einfach -weil stabil- zu bewältigen ist. Sie sind seit Jahren in Vereinen, haben ein stabiles, lokales Sozialumfeld und alles ist vorhersehbar.
Ich dagegen fühle mich oft, als sässe ich an dem Schaltpult eines grossen Fahrzeuges, von dem ich nicht weiss, was dieser oder jener Hebel bewirkt. Dazu fährt das ganze Ding noch mit einer rasanten Geschwindigkeit. Es fühlt sich so an, als könnte ich den, mir entgegenkommenden Hindernissen immer nur im letzten Moment ausweichen. Ein anderes Mal ist es so, als müsste ich einen actionreichen Zeichentrickfilm mit vielen, im ganzen Raum verteilten Instrumenten und Klangwerkzeugen live-vertonen. Kennst du das?
Als ich versuchte, nur einen Beruf auszuführen und mein Leben so "stabil" wie die anderen zu halten, bin ich immer wieder gescheitert. Nicht nur ein bisschen, sondern mit voller Breitseite. Endlich, ein 80-100% Job der interessant klang und nach nur einem Monat (wenn die Routine eintrifft) drehe ich durch. Ich habe mal in einer Kräuterapotheke im Labor verschiedene Heilmittel hergestellt. Wie du sicherlich weisst, liebe ich die Arbeit mit Kräutern, Tinkturen und mit verschiedenen Naturheilsalben .

Aber bereits nach 6 Wochen (und das war eine Anstellung mit 60% Pensum) bin ich sekundenweise am Arbeitsplatz eingeschlafen, so langweilig war mir. Ich kannte das vorher nur aus der Schule. Dazu kam eine unharmonische Teamdynamik (die ich mit meiner ultrafeinen Wahrnehmung wie den Presslufthammer an der Baustelle vor der Haustür wahrnahm), die mich ebenfalls Energie gekostet hat. Nur mit viel drücken und biegen hielt ich es 6 Monate aus, bevor ich die Kündigung einreichte.
Später wusste ich: Ich musste da arbeiten, um meine wunderbare Désirée kennenzulernen. Wir sind jetzt seit achteinhalb glücklichen Jahren ein Dreamteam.
Langeweile war schon immer ein Begleiter
Es fing schon in der Ausbildung an: In der Lehre zum Chemielaboranten lernte ich zwar Einiges, aber oft war mir so langweilig, dass ich auf die Dächer der Anlagen geklettert bin oder ständig die verschiedensten "Ressourcen" (Recyclingmulden/alte Materiallager) der Firma abgeklappert habe. Ich fand Teile für meine Teslaspulen und andere Hochspannungs- und Bastelprojekte. Hausaufgaben für die Berufsschule machen? Nein, danke. Das Fachdiplom habe ich trotzdem bekommen, wahrscheinlich, weil ich einfach sympathisch war:-).
Geld verdienen hat mir schon immer Spass gemacht, da es mir Freiheiten gab. Bereits mit 5 Jahren haben eine Freundin, meine Schwester und ich beim Kürbisverkauf vor an der Strasse vor unserem Haus, 125 CHF Umsatz gemacht. Dieser Geschäftserfolg was mich damals total beeindruckte. Mit 11 Jahren war ich leider noch zu jung zum Arbeiten und "jobbte" als Ferienjob in einer Gärtnerei in unserer Nachbarschaft. Wie es geht, habe ich meiner Mutter abgeschaut. Sie verkaufte neben ihrem Alltagsjob noch heisse Waffeln an den Adventsmärkten. Die gingen weg wie, nunja, wie heisse Waffeln. Der Duft zog so viele Menschen an unseren Stand und wir machten natürlich ordentlich Umsatz.

Da kam mir eine neue Geschäftsidee: Ich kletterte auf Bäume und holte die schönsten Misteln herunter, um sie dann, mit sehr gutem Gewinn am gleichen Adventsstand zu verkaufen. Als Kind hat man natürlich noch den Knuffigkeits-Bonus, der das Portemonnaie lockerer sitzen lässt. Geldverdienen habe ich damals mehr als Spass empfunden.
Doch dann kam die Lehre...
.Ich hatte einen fantastischen Lehrmeister und unter meinen Mit-Azubis habe ich mich zum ersten Mal in meinem Leben, in einer Gruppe wohlgefühlt. Das war wirklich toll.
Die nervenverödende Langeweile und die Enge in meinen ersten Jahren in der "ernsten Berufswelt" führten aber dazu, dass ich nach der Ausbildung schnellstmöglich weg wollte. So arbeitete ich direkt nach dem Abschluss noch 3 Monate als Kellner und ging dann nach Neuseeland. Als Schweiz/Deutscher Doppelbürger konnte ich sogar über das Work and Travel-Programm arbeiten; anders wäre die Reise auch nicht möglich gewesen.
Dann musste ich raus.
Kaum in Auckland, der grössten Stadt des Landes, angekommen, versuchte ich irgendwie Fuss zu fassen. Zuerst brauchte ich ein Auto und wurde natürlich, so grün, wie ich damals hinter den Ohren war, direkt mit der "meine-Oma-hat-dieses Auto-ganz-vorsichtig-gefahren"-Geschichte um den Finger gewickelt. In der öffentlichen Bibliothek bei der Universität schrieb ich verschiedenste Jobangebote an, die mich irgendwie interessierten. Meine Grossmutter hat immer gesagt: "Wir Schweizer sind überall in der Welt beliebt und gefragt". Dass ich Schweizer war, interessierte da aber keine Laus. Nach ein paar Tagen bekam ich einen Anruf aus Christchurch (auf der Südinsel) und verstand in dem extremen Kiwi-Dialekt nur etwas von Catering. So sagte ich ja und fuhr mit meinem Nissan Pulsar (von der "Oma" ) auf schnellstem Weg zur Südinsel. Nur um dann festzustellen, dass es kein Catering, sondern ein Sales-Job war, dem ich so nachgeeifert bin. Meine Aufgabe war es, von Tür zu Tür zu gehen und im Auftrag von NGO`s (Nicht Regierungsorganisationen) möglichst viele Spendendaueraufträge zu sammeln. Natürlich in Lackschuhen und der günstigsten Hemd-Hose-Kombination, die ich in 24h auftreiben konnte.
Mir war es schon etwas suspekt, dass der Firmenname nur sehr klein und unscheinbar auf einem Schild am Eingang stand. Als ich dann herausfand, dass die ersten drei Spenden (ohne den Menschen etwas zu sagen) direkt in die Kasse der Firma gehen, war ich entsetzt. Ich lernte ziemlich schnell, was für ein riesiges Business Spenden und das Pochen auf Schuld und Mitleid sind. Ich habe am 2ten Tag gekündet. So etwas unmoralisches konnte ich nicht unterstützen.

Immer noch geschockt sass ich nun bei einem Kaffee und Pancakes mit Bananen und Ahornsirup am verregneten Fenster und schaute das, vom Erdbeben zerstörte Christchurch an. "Gab es wirklich nur Scheissjobs, Betrug oder gähnende Langeweile?" War das mein Schicksal? Warum konnte ich nicht einfach wieder Kürbisse und Misteln verkaufen und die Menschen damit glücklich machen? Doch ich suchte weiter.
Darauf folgten noch ein Kellnerjob, bei dem ich vor lauter Stress 10kg in einem Monat verlor. Ich war natürlich so ein praktischer Arbeitstouri und habe bis zu 15h Schichten gearbeitet. Ob das legal war, weiss ich bis heute nicht. Doch eines ist mir bewusst. Ich hatte die Wirkung von Energy-Drinks noch nie so gefühlt (und gebraucht) wie in dieser Zeit.
Noch vor meiner Abreise nach Neuseeland habe ich im Fitnessstudio trainiert und war durchaus athletisch gebaut und fit. Nach diesem Monat im "Cardrona Hotel" sah ich aus wie ein Geist.
Sollte ich wieder nach Hause in die Schweiz gehen? Das war nicht so einfach, denn ich war verliebt in eine Neuseeländerin, die wie ich, einfach irgendwie anders war. Auch sie hatte immer Mühe in normalen Jobs und hat sich durchgebissen, nur um ihre Mutter unterstützen zu können. Mit dem verdienten Geld ging ich mit ihr auf Reisen.
Als das Geld wieder mit Abwesenheit zu glänzen anfing, schnappte ich mir eine Anstellung bei Greenpeace.
Ich fühlte mich so wichtig, als ich von der grossen Umweltschutzorganisation nach Auckland geflogen wurde, um dort von ihnen ausgebildet zu werden. Greenpeace hat in Neuseeland einen starken Wiedererkennungswert in der Bevölkerung. Auch ich wollte auf die Schiffe und Umweltsündern das Handwerk legen. Die Geschichte der Rainbow-Warrior (das ehemaligen Flaggschiff der Umweltschutzorganisation), die vom französischen Geheimdienst versenkt wurde, faszinierte mich. Auch den Mut, sich irgendwo fest zu ketten und z.B. die Abholzung von wichtigen Naturwäldern zu verhindern, motivierte mich; endlich war da mehr hinter der Arbeit, als nur der Lohn.

Ich musste mit einem Team wieder an die Türen klopfen und den Leuten erzählen, wie arm es doch den Orang-Utans auf Sumatra (Indonesien) wegen der Palmölindustrie geht. Das Problem ist tatsächlich ein sehr grosses und die intelligenten Primaten sind bedroht. Ich lernte, Menschen so lange zu bearbeiten, bis sie unterschrieben. Wir hatten kleine Einsatzteams und ich war der einzige Non-native English speaker und zudem noch grottenschlecht, weil ich irgendwie nicht ganz mit dem Herzen hinter der Sache stehen konnte. Das haben die Menschen natürlich gefühlt. Schon nach ein bis zwei Wochen merkte ich, dass sich meine Teamkollegen gar nicht wirklich für den Umweltschutz (jedenfalls nicht in dem Masse wie ich) und auf keinen Fall für das Thema Veganismus interessieren. Wenn man sich aber anschaut, wo die meisten Ressourcen der Regenwälder hinfliessen, nachdem aus ihnen Plantagen wurden, kommt man nicht um das Thema herum. Wieder ein grosser Widerspruch für mich.
Nach 3 Wochen schaffte ich das Monatsziel von so und so vielen "Subscriptions (Spendendaueraufträgen)" nicht und ich konnte nicht mehr im Auftrag der Orang-Utans unterwegs sein; ich wurde gekündigt. Tja, das mit dem Schiff und den Umweltsündern konnte ich mir abschminken. Rückblickend bin ich sehr dankbar für die Erfahrung. Ich denke schon, dass Greenpeace viel erreicht hat und erreichen kann. Für meinen Geschmack haben sie aber einen sehr grossen Wasserkopf (Administration) die ebenfalls durch die Spendengelder mitfinanziert werden muss. Ein schwieriger Grad für jede grössere NGO. Das führt dazu, dass sie ein Stück weit ihren Spendern nach dem Mund reden müssen (oder denken, es zu müssen). Richtig grosse Themen, wie die Milchindustrie des Landes und ihre Auswirkung auf die Umwelt werden da dann natürlich nicht angesprochen. Lieber schön über Dinge sprechen, die schön weit weg sind. Symbolträchtig sind andere Themen. Kleinere NGO´s mit schlankeren Angestelltenkörpern sind da oft deutlich effektiver und ehrlicher.
Schon da merkte ich, wenn auch noch nicht ganz bewusst, dass ich in kürzester Zeit so viel mehr über das aktuelle System lernte, als ich es je getan hätte, arbeitete ich doch einfach in einem stinknormalen Job. Es ist schmerzhaft, aber gut, wenn sich die eigenen, idealistischen Illusionen klären. Nur so kann man immer mehr erkennen, was wahr ist und was nicht. Für meine Mission hier auf Erden, habe ich ein so schönes Bild unserer Zukunft in meinem Herzen mitgebracht, doch ich habe auch gelernt, dass nicht alles Gold ist, was glänzt; weder hier noch am anderen Ende der Welt. Nicht alle, die etwas sagen, meinen es auch so. Nicht alle Intentionen, die man im Aussen postuliert, sind auch wahrhaftig. Doch das war nicht das einzige Lernfeld, auf dem ich in kürzester Zeit massive Lernfortschritte machte.
Meine damalige, neuseeländische Freundin studierte Englisch als Zweitsprache (so als würden wir Germanistik studieren). Sie war und ist ein Genie in ihrem Fach. Sie hat mich in die Welt des Art-Cinema und der englischsprachigen Poesie eingeführt. Meine Sprachkompetenz entwickelte sich durch diese Künste in englischer Sprache enorm. Eigentlich wollte ich ja damals in einem Job ankommen, doch stattdessen konnte ich feststellen: Durch all meine Erfahrungen lernte ich nicht nur "das System" (mit all seinen Abgründen) kennen, sondern auch wirklich gut Englisch sprechen. Diese Kompetenz öffnet mir heute noch viele Türen. Ich wurde so gut darin, dass ich später einen dreitägigen Kurs der Geomantin Alanna Moore simultan übersetzen durfte.
Ich hatte zwar ein Chemielaborantendiplom, aber was ich in dieser Zeit (und den darauf folgenden Jahren) gelernt habe, bereitete mich so viel mehr auf die Welt vor, als 12 Jahre Schule. Für all das erlebte, gab mir zwar niemand ein Diplom, ich bekam aber eine Schnellreife sondergleichen.
Siehst du, wie alles sich ergänzen kann, wenn man sich diesen Erfahrungen öffnet? Manchmal denke ich immer noch: Mein Leben ist ein grosses Chaos, doch dann sehe ich den roten Faden wieder. Ein roter Faden, der mit jeder weiteren Erfahrung dicker und dicker wird. So dick, dass ich ihm mein Gewicht anvertrauen kann und darauf vertraue, dass er mich halten wird.
Erstmal zurück in die Schweiz und dann wieder ans andere Ende der Welt
Wie bereits in anderen Texten beschrieben, kam ich nach nur 6 Monaten wieder zurück in die Schweiz und wollte mich selbstständig machen. Ich war so inspiriert von meiner Reise und dem Erlebten, dass ich unbedingt etwas "Eigenes" aufbauen wollte. Die Schweiz ist, im Gegensatz zu Neuseeland aber nicht ein Land, dass Neues zu fördern weiss und dich zu deiner Selbstständigkeit ermutigt; eher das Gegenteil ist der Fall. Ich muss dazusagen, dass eine Selbstständigkeit viele Fähigkeiten erfordert, die ich damals noch nicht so hatte. Was ich hier kritisiere ist mehr der Geist für Neues. Neuseeland ist noch eher in seiner Pionierphase. Viele Leute machen sich mit Handwerk, aber auch kleinen Kaffees, Kunsthandwerk oder anderen Dienstleistungen selbstständig. Wieder andere kaufen Hausruinen, renovieren sie und verkaufen sie wieder. Innovation auf dem Basislevel wird zelebriert und gesellschaftlich wertgeschätzt. So hat jedes Land seine eigenen Qualitäten. Mir jedenfalls hat es kurz nach meiner Rückkehr abgestellt und ich bin wieder nach Neuseeland; dieses Mal mit der Intention zu bleiben.
Nach viel Ungewissheit in der Visumsfrage fand ich über eine Jobbörse zu einem Typen, der wie ich auch kein Gärtnerdiplom hatte (ein Unding in der Schweiz), aber trotzdem mit seinen Landschaftsgärten unzählige Preise abräumte. Auch er war Autodidakt aus Leidenschaft. Obwohl auch Landschaftsgärtner nicht mein Beruf war, lernte ich sehr viel von Daniel und wurde vor allem gefördert und moralisch unterstützt. Doch nur das "Angestelltenarbeiten" lag mir nicht und mein Geist begann erneut zu rebellieren. Zuerst kam die bekannte Langeweile wieder. Zu ihr gesellten sich schnell Panikattacken, die zum Teil so stark waren, dass ich schreiende Wutanfälle entwickelte, noch bevor ich am Morgen zur Arbeit ging; dass das Ganze und noch so viele andere Herausforderungen mit einer darunterliegenden Autismus-ADHS-Besonderheit verbunden war, erfuhr ich erst viele Jahre später. Autismus verband ich mit Sheldon Cooper (aus der Serie "Big Bang Theory" oder mit kleinen Jungen mit riesigen Brillen, die die ganze Zeit herumschrien, aber sicher nicht mit mir.
Die Kreativität meines Landschaftsgärtner-Mentors Daniel Rutherford inspirierte mich doch sehr. Ich fing an, mit seiner Unterstützung einen, von "Avatar-Aufbruch nach Pandora" inspirierten Garten mit einem schwebenden Felsen im Zentrum zu entwerfen, der wie aus Zauberhand einen endlosen Wasserfall in einen, darunterliegenden Teich plätschern liess. Das Ganze sollte an der "Ellerslie National Flowershow", einer bedeutenden Gartenausstellung in Auckland umgesetzt werden. Die fiel leider genau in diesem Jahr aus und ich konnte wegen meiner mentalen Abwehr gegen den Beruf leider nicht mehr weitermachen. Wieder wusste ich nicht genau, wie es weitergeht. Dann ging eine neue Tür auf und ich wurde Saftmeister in einem vegetarischen Café an der Küste Christchurchs. Im Antidote (zu Deutsch)", erkannte man den Wert meines Wissens über heilende Nahrung und ich fing kurze Zeit später hinter der Theke des kleinen Kaffees an. Ich nenne es Café obwohl wir keinen Kaffee servierten. Den Rest der Geschichte, kannst du in diesem Beitrag lesen.
Nun springe ich ans Ende des oben verlinkten Beitrages, da ich kein Buch aus diesem Beitrag machen möchte; glaube mir, das könnte ich und ein Buch (nicht über dieses Thema) ist schon in Planung; kleiner Spoiler-Alarm.
Der Sprung
Der folgende Text schliesst an den Stand des verlinkten Beitrags an. Als ich jenen schrieb, wusste ich noch nicht, dass es bald für mich und uns weitergehen würde.
So wie es in meinem Leben oft war, musste irgendwann ein Tapetenwechsel her. Ich hielt es tatsächlich 3 Jahre lang als Koch aus. Aber nur, weil das Team so genial war und ich gleichzeitig noch als Kursleiter, Aufstellungstherapeut, Autor und Gartenberater arbeitete. Da waren sie, meine 5 Jobs, und für keinen habe ich ein amtliches Diplom. Ich bin einfach sehr gut in dem, was ich mache, sagen mir jedenfalls meine Gäste und Klientinnen.
Man kann sagen: Das Leben, die Menschen darin und auch mein Hang zu Dingen wie "Hyperfokus und Spezialinteressen" haben mich zu dem ausgebildet, was ich heute beruflich bin. Den Beruf als Koch habe ich mittlerweile durch den des Gruppenleiters Garten in einer Firma gewechselt, die Menschen integriert und ihnen Struktur- und ein Einkommen bietet, wenn das Leben gerade nicht so stabil ist; da habe ich ja viel Erfahrung darin :-)
Warum genau diese Jobs?
Ich habe nie wirklich versucht, diesen oder jenen Job zu lernen. Was ich die ganze Zeit "eher unfreiwillig" übe, ist, einfach mit mir selber klarzukommen. Es klingt wahnsinnig ironisch; ist aber so. Nach 14 Jahren im Berufsleben und vielem "Versagen" habe ich mich nun mit etwas abgefunden: " Ich funktioniere einfach nicht "normal" und das ist auch voll in Ordnung so!" Wenn mich etwas nicht interessiert, kann ich es nicht wieder und wieder tun; da drehe ich einfach durch! Falls mich aber etwas fesselt, dann sauge ich es auf wie ein Schwamm. Mein Gehirn versucht ständig, das Neugelernte an das Bekannte anzuknüpfen und Ähnlichkeiten zu finden. Was mich zudem im "normalen Arbeitsumfeld" hemmt, ist meine sehr stark ausgeprägte Feinfühligkeit und sogar Medialität. Diese "Gaben" kann ich nur begrenzt abschalten und ich musste einen Weg finden, damit zu leben. Auch hier bekam ich wieder Hilfe und neue Türen gingen auf....
Nun möchte ich dir noch etwas über meine jetzigen Berufe erzählen und was mich an ihnen so interessiert. Ich habe Koch noch mit auf die Liste genommen, weil es trotzdem erst ein halbes Jahr her ist, seitdem ich als solcher arbeitete.
Aufstellungstherapeut und Coach
Das ist mitunter mein liebster Beruf, weil ich dazu das grösste Spektrum meiner Fähigkeiten verwenden darf. Bei einer systemischen Aufstellung arbeite ich mit einem Klienten, einer Klientin, einer Familie oder einer Gruppe. Im Gegensatz zu anderen Arten der Aufstellungsarbeit brauche ich keine Probanden, sondern arbeite mit Platzhaltern. Platzhalter können alle möglichen Gegenstände sein. Wie beim Pendeln kann es sogar dein Autoschlüssel an einer Schnur sein; das eigentliche Werkzeug sind du und ich.
Mit diesen Platzhaltern können wir ein komplexes Beziehungssystem (bsp. Eine Famile, ein Arbeitsteam, deine Beziehung zu deinen Wünschen und Ängsten) in eine erlebbare "Karte" aufstellen. Die Platzhalter werden von mir entsprechend programmiert. So können sogar Menschen gefühlt und angesprochen werden, die gar nicht im Raum sind, sondern nur als Platzhalter vorhanden. Klingt für viele etwas mystisch, funktioniert aber wirklich – und wie sogar.
Als Aufstellungstherapeut und Coach arbeite ich schon 7 Jahre, wovon 4 Jahre als Ausbildungsjahre bezeichnet werden können. Ausgebildet wurde ich von meiner Partnerin Désirée, die das Handwerk lernt, seitdem sie 16 Jahre alt ist. Sie ist darin so gut, dass ihre Ausbilderin ihr einst das Geschäft übergeben wollte. In der Ausbildung zum Aufstellungstherapeuten habe ich, wie in keinem anderen meiner Berufe, gelernt, dass grosse, renommierte Schulen nicht immer die beste Ausbildung bedeuten. Wenn du mit einer Meisterin ihres Faches jeden Tag, über Jahre hinweg an deinen eigenen und den Themen von Klienten arbeitest, dann bekommst du eine Praxiserfahrung, die du sonst nirgendwo hast.
Mit den Jahren habe ich meinen eigenen, einzigartigen Stil der Aufstellung und des Coachings entwickelt. Mein Fokus ist es, dass meine Klientinnen und Klienten sich und ihre Themen selber spüren, verstehen und damit umgehen lernen. Das mache ich auf spielerische Art und Weise. Grosses Aber: Nur weil etwas spielerisch ist, heisst das nicht, dass es nicht anstrengend ist und keine Wirkung hat, ganz im Gegenteil.
Lesetipp:Wie man mit dem Geist heilen kann und über meine persönlichen Erfahrungen damit, schreibe ich in diesem Text auf meiner Patreon-Seite.
Es gibt viele Aufstellungstherapeuten, Coaches und Mentoren da draussen. Sie und ihre Arbeit zu bewerten, fällt mir schwer, und das möchte ich auch nicht. Jeder Mensch braucht in verschiedenen Lebenslagen etwas anderes. Ich bin froh über ein grosses Angebot. Es gibt noch so viel zu heilen und aufzulösen, da brauchen wir jede liebevolle, authentische Hilfe, die wir kriegen können.
Als Aufstellungstherapeut und Coach verlange ich ein fixes Honorar pro Stunde. Wegen der Nachfrage und der oft grossen Distanz, entwickeln wir gerade ein Telefon oder Online-Call-basiertes System. Da werde ich euch noch genauer darüber informieren, wenn wir so weit sind.
Wie schaffe ich es, die "feinstofflichen" Berufe von meinen anderen "erdigeren" Berufen zu trennen?
Das muss ich nicht unbedingt. Es kam schon vor, dass ich einfach mal so zwei meine Berufe kombiniert habe und einen ganzen Kurs mit Live-Aufstellungen durchführte. Wenn sich eine ganze Gruppe von bis zu 20 Menschen einstimmt, kann Grossartiges passieren. Einmal nahm ich bei einer Freiwilligen aus dem Publikum Zahnprobleme wahr (ich spüre so Sachen, wenn ich neben ihr auf ihrem eigenen Platzhalter stehe), eine Frau in der hintersten Reihe rief sofort: Das habe ich auch gespürt! Toll, nicht? Die ganze Gruppe ist meistens dabei, hält den Raum und wirkt an der Heilung mit. Das muss man erlebt haben.
Koch
Wie bei jedem Beruf macht es einen grossen Unterschied, ob man ihn als Hobby oder eben als Business ausführt: mehr Regelmässigkeit, mehr Stress, mehr Verantwortung, mehr Wiederholungen, aber auch mehr Geld. Gut kochen können viele; dies aber auch in einer professionellen Küche umzusetzen dagegen Wenige. Nicht ohne Grund gibt es ein riesiges Spektrum an Gastrofertigwahren, Geschmacksverstärkern und Aromen. Sie helfen, die Menschen schnell und vergleichsweise günstig abzuspeisen. Wer nichts anderes kennt, ist mit dem zufrieden. Gute Küche braucht für mich aber auch gute Grundzutaten. Genau bei den Zutaten, ihrem Anbau und deren Ernte setzte mein Interesse schon mein ganzes Leben lang an.
Schon als Kind schaute ich Sendungen über "Food-Scouts", also Menschen, die die ganze Welt nach neuen Geschmäckern für die gehobene Küche durchforsteten. Dazu kamen viele Gärtnersendungen, die eher für Rentner bestimmt waren, und Dokus über fremde Küchen. Ich "kochte" das, was ich im Garten und bei meiner Grossmutter in der Küche finden konnte. Dafür hatte ich eine kleine Pfanne, da das "Gekochte" oft eine Eigendynamik entwickelte, die nicht für den Verzehr, aber eher in Richtung umweltgefährdend ging; aber ich habe gekocht!
Während meiner Lehre experimentierte ich mit den Laborgeräten und Lebensmitteln. Zu der Zeit lernte ich las ich "Der Koch" von Martin Suter. Was ich dort las, holte mich vollkommen ab. Ich experimentierte mit Onsen-Eiern im Wasserbad, Reduktionen im Vakuumverdampfer, mit den Destillier- und den Extraktionsapparaten. Mein Hirn schien Geschmäcker und Gerüche in Gefühlen abzuspeichern. Ich konnte und kann mir alles in zusammenhängenden Szenen merken, wenn ich ein neues Gericht erschaffe.
Dann entschied ich mich, 2015 vegan zu werden, und musste mich infolgedessen wieder voll auf die Basics der Kochkunst konzentrieren. Mein erster veganer Käse aus weissen Bohnen (bitte keine Fragen) war so schrecklich, dass ich ihn traumatisiert aus dem Küchenfenster schmeissen musste. Damals gab es in der Schweiz halt noch nicht so viel Literatur zum Thema. Doch dann ging es steil bergauf. Die Qualität meiner Erzeugnisse kletterte von Mutprobe, über essbar zu richtig gut. Manchmal kratze das Ergebnis auch deutlich die "Leider geil"-Marke.
Das alles geschah fast 6 Jahre bevor ich das erste Mal als Koch Geld verdiente! Nur weil man mir kein Diplom dafür gegeben hat, heisst das nicht, dass ich das Handwerk nicht von der Pike auf gelernt habe. Ausserdem kommt eine rein vegetarische Ausbildung zum Koch erst langsam auf; ein Hauptgrund, warum ich keine Ausbildung in diese Richtung in Angriff nahm. Warum sollte ich lernen, ein Steak zuzubereiten, wenn ich nie eins essen oder probieren wollte?
Ja, ich habe ein Talent fürs Würzen, Abschmecken und Kombinieren völlig neuer Geschmacksrichtungen, aber das Kochen ist ein Handwerk, das man lernen muss. Das heisst viel Wiederholung. Üben kann aber auch sehr viel Spass machen. Dann kommen noch die ganze Lebensmittelsicherheit dazu, der Einkauf, die Menüplanung, die kreative Resteverwertung, mein Anspruch zur absoluten Saisonalität und die Konstanz, auf der du dein Qualitätsniveau halten musst, um erfolgreich zu sein.
So ohne Diplom in der Schweiz scheint es oft fast unmöglich, eine Stelle zu finden, die über die Zubereitung von Salaten hinausreicht. Wieder reichte mir das Schicksal die Hand: Für die Kochstelle im Florina wurde ich angefragt und musste mich nicht bewerben (mehr Infos hier). Du brauchst also auch Leute, die offen sind, dein Talent zu erkennen, bzw. es testen zu wollen. Ich hatte Erfolg damit und Leute sind bis zu einer Stunde für meine Küche angereist. Noch heute bekomme ich immer noch Anfragen für Kochbücher oder ob ich mit irgendjemandem ein veganes Restaurant aufbauen möchte.
Fazit und Disclaimer:
Ich habe nur 40% als Koch gearbeitet, da mir meine anderen Berufe auch noch sehr wichtig sind. Deshalb kann ich hier nur teilen, wie es für mich in meiner Erfahrung war. Was mich bei der Stange hielt, waren die Freiheiten, die man mir mit der Auswahl von Menüs und Zutaten gab. Ich musste nur zur richtigen Zeit abliefern. So konnte ich ziemlich das Beste des Kochseins erleben und wurde dafür noch gut bezahlt.
Warum kein eigenes Restaurant?
Aller Anfragen zum Trotz, möchte ich in der näheren Zukunft nicht mehr in der Küche arbeiten. Mir ging es vor allem darum, über meine Gerichte den Menschen die Natur, Wildkräuter und Pflanzen näherzubringen, die dich 100 Jahre alt werden lassen; im Gegensatz zur herkömmlichen Küche. Es sollte gesund sein und einfach richtig gut schmecken. Mein Ziel: Vitalisierendes Essen ohne den 70er-Jahre-, Reformhaus-Vegetarier-Beigeschmack nach Pappe (war nicht wertend gemeint).
Meine Tipps:
Willst du für deine Küche bezahlt werden, dann brauchst du ein Portfolio. Du könntest einen Foodblog starten, ein Praktikum bei einem etablierten Restaurant machen oder Kochevents veranstalten, für die du Eintritt verlangst. Du kannst ein Foodtruck-Unternehmen gründen. Ein Catering mit deinem persönlichen Touch ist zwar viel Arbeit, aber du wirst dafür bezahlt. Gehe an Messen, lass dich inspirieren und sprich mit den Leuten (vielleicht kannst du auch Beispiele mitbringen). Lebensmittelzubereitung ist etwas Ur-Menschliches, Geselliges und sehr Erdendes.
In der Schweiz gibt es sogar Organisationen wie Slowfood.ch, mit denen du dich in Kontakt setzen kannst. Das sind nette Leute dort. Suche dir die passendsten Optionen raus und lass nichts anbrennen! Deckel drauf und Schluss.
Gartenberater
Als Gartenberater arbeite ich eigentlich schon seit über 10 Jahren. Dieses Arbeiten besteht mehr aus sporadischen Anfragen und Projekten, die ich begleite oder bei denen ich einfach einmal berate. Viele Menschen wollen einfach das Potenzial ihres Gartens kennenlernen, andere haben ein spezifisches Problem und wieder andere brauchen eine Beratung für ihr Gemeinschaftsprojekt.
Gartenberater ist kein Beruf im klassischen Sinne. Ich liess es lange als Umweltberater laufen, da meine Beratungen nicht nur auf Gärten limitiert sind. Eine gute Beratung kann dich nicht nur unglaublich viel Geld sparen, sondern kann dich bestärken und dich motivieren, dass du über dich selbst hinauswächst. Ich plane nicht einfach Gärten, sondern plane sie mit den Menschen, damit sie selbst den grössten Teil machen können. Dazu gehört ein Fingerspitzengefühl, mit Kundinnen und Kunden eine Strategie zu erarbeiten, die genau auf ihre Fähigkeiten, Bedürfnisse und Ressourcen zugeschnitten ist. Nicht einfach nur planen, dann kommt "der Gärtner" und alles ist perfekt. Gärten und Landschaften sollen sich mit ihren Menschen verbinden und zu einer Einheit verschmelzen; da könnte ich Bücher dazu schreiben.
Auch für diesen Beruf wurde ich nie diplomiert. Ich habe zwar biologische Hortikultur 4 Jahre lang studiert, aber das allermeiste habe ich durch Praxis, gute Mentoren und vor allem von der Natur selbst gelernt. Auf dem Blog findest du zahlreiche Gartenbeiträge, in denen ich meine Erfahrungen weitergebe und mit dir teile, wie ich selbst dazu gekommen bin.
Fazit:
Ich liebe diesen Beruf. Doch ich merke selbst, dass ich noch viel besser bin, wenn ich gleichzeitig auch als Gärtner arbeite und auf Effizienz und hohe Ansprüche achten muss. Im Klartext heisst das: Ich möchte meinen Kunden nicht zu viele Arbeitsstunden verrechnen und muss deshalb ein Auge dafür entwickeln, wie ich Gärten schön, divers und mit möglichst wenig Pflegeaufwand entwickle. Damit, wenn ich im nächsten Jahr wiederkomme, immer weniger meiner Arbeitsstunden, die ich für die Pflege brauche, verrechnet werden. Diese Übung in "Systeme-Effizient-und-Ästhetisch-Gestalten" hilft mir und meinen Kunden/-innen enorm.
Ich verlange ein fixes Honorar plus Anfahrtskosten und verdiene damit Geld. Der grösste Lohn ist aber, wenn ich nach einer gewissen Zeit sehe, wie toll meine Inputs umgesetzt werden. Früher wollte ich die Welt mit meinen eigenen Händen, Garten für Garten verändern; heute wirke ich durch meine Kundinnen und Kunden. Das berührt mich wirklich tief.


Meine Tipps:
Um Gartenberater zu werden, musst du vor allem gut sein. Es gibt sehr viele schlechte Planer (mit teils vielen Diplomen) da draussen, die weder den Standort, noch die Bedürfnisse ihres Klientels richtig verstehen. Sei du das nicht, höre deinen Menschen zu und versuche, das zu hören, was sie nicht aussprechen. Die meisten Menschen haben die nervige Angewohnheit, nie das zu sagen, was sie wirklich meinen oder wollen. Sie verstecken es immer hinter vielen sozialen Konventionen und Normen. Gott sei Dank habe ich meine starke Empathie und kann fühlen, was sie eigentlich wollen. Das kannst du auch lernen, indem du die Umgebung, die Lebensumstände und den Stil deiner Kundinnen und Kunden zu lesen und verstehen weisst. Ich wurde schon ein paarmal gerufen, nachdem viel berühmtere Berater ein Projekt planten, das völlig an den Bedürfnissen der Kunden vorbeigeschossen ist. Zu wissen, was sie wollen, ist das A und O.
Wenn du schon Gärtner (oder Gärtnerin) bist, dann könntest du spezifische Beratungen als Extradienstleistung anbieten. So bist du Gärtner und Berater, wenn dir das liegt.
Klar kannst du auch eine Beratung von mir oder eine Supervision deines Projektes oder deiner Beratertätigkeit haben. Melde dich einfach über das Kontaktformular (oder die Emailadresse ganz unten) und ich mache dir ein persönliches Angebot.
Kursleiter
Mir geht es darum, meine Sicht auf die Welt mit anderen Menschen zu teilen, weil ich weiss, dass sie ihnen guttut und nebenbei die Welt verbessert. Meinen ersten Kurs gab ich auf Englisch in einer Bibliothek in meinem damaligen Wohnort Christchurch, Neuseeland. Ich war da erst 19 Jahre alt. Das Thema damals: 25 Dinge, die dich wieder gesund machen. Im Publikum sassen immerhin ca. 5-6 Leute. Dann legte ich los und meine Zuhörerinnen und Zuhörer schauten mich mit immer leereren Augen an. Schon bald merkte ich: Nicht meine Fachkompetenz war das Problem, sondern der Vortrag zog sich ewig in die Länge; zu viele Informationen! Tja, public speaking ist wiederum ein Hand- bzw. Mundwerk das gelernt werden will. Seitdem hat sich wirklich vieles getan. Mit oder ohne Diplom gilt: Nur Übung macht den Meister.
Seitdem habe ich weit über 100 Kurse und Vorträge gegeben, mit über 1000 Teilnehmenden. Das teile ich meistens nicht online, weil ich mich während meiner Show nur auf mein Publikum konzentrieren möchte.
Im erwähnten Studium (wieder in der Schweiz) besuchte ich den Minor Bildung, genau 10 mal. Dann wurde mir die vereinheitlichte Bildungstheorie zu langweilig. Ich stellte für mich fest: Mir ging es nicht darum, nacktes Wissen und blanke Informationen zu vermitteln, sondern die Menschen von innen heraus zu aktivieren. Für mich ist diese intrinsische (von innen kommende) Form, immer noch der Königsweg der Bildung. Jeder Mensch hat so unglaublich viele Talente und Lebenserfahrung, dass es mehr als nur eine Bildungsform braucht, um jeden und jede genau da abzuholen, wo sie gerade steht.
Wir sind keine Computer.
In einem Kurs kann ich nur ein Fitzelchen eines Fitzelchens an Information weitergeben. Der Fokus liegt bei mir nicht auf den reinen Daten und Zahlen. Jeder weiss, wie schwierig es ist, einer PowerPoint-Präsentation mit überfüllten Seiten zu folgen.
Zudem sind die meisten Menschen schon nach 2 Stunden müde, weil sie das Gehörte so sehr fordert. Um mich zu verstehen, nehme ich meine Kursteilnehmenden mit in meine Welt, eine Welt,e sie oft so noch nicht kennen, die aber in ihnen tiefe Gefühle auslöst. Ich erinnere sie an ihre Schöpferkraft und daran, dass sie mit ihren eigenen Flügeln abheben können. Dabei geht es mir um Dinge, die uns die Natur und unser eigenes Wesen lehren, wenn wir doch nur hinhören würden. Im Kern ist es meine Aufgabe, meinen Teilnehmenden zu lehren, wie man selber wahrnimmt und seine Fähigkeiten einsetzen kann. Die eigentliche Bildung geschieht dann nach dem Kurs von alleine; die Neugier ist entfacht!

Rudolf Steiner, ein grosser Weiser sagte einst: Ein guter Lehrer sollte nur vormittags unterrichten. Nachmittags sollte er sich selbst weiterbilden und z. B. ins Theater gehen. Als Kursleiter bin ich ein Lehrer. Nur Lehren würde mich zu einseitig belasten und die Qualität meiner Bildungsarbeit würde darunter leiden. Deshalb bilde ich mich ständig weiter und erlebe das, was ich nachher meinen Kursteilnehmenden weitergebe. Vor 10 Jahren lehrte ich Dinge auf anderen Wegen, als ich es jetzt tue. Die Kurse haben sich gewandelt und ich werde immer authentischer, undogmatischer und klarer in meiner Botschaft. Auch ich muss vieles umlernen und auslernen, was mir einst eingetrichtert wurde. Ich bin selber nicht perfekt in dem, was ich lehre, und versuche, diesen Anspruch auch nicht an mich zu haben. Das ist aber auch: Work in progress!
Meine Tipps:
Willst du Kurse anbieten, dann fang einfach an, erstelle einen Kurs, schreib ihn aus, führ ihn durch und frage nach den Rückmeldungen. So habe ich es ja auch in der Bibliothek getan. Sei dir bewusst, dass dein Publikum je nach Land so seine Eigenheiten haben. Deutsche und Schweizer nicken oft und gehen, ohne dir ihre Meinung direkt zu sagen – positiv oder negativ. Da ein qualitatives Feedback zu erhalten, ist nicht leicht.
Wenn eine direkte Rückmeldung kommt, ist sie die meiste Zeit, sehr positiv und bestärkend. Doch es gibt auch die Frustrierten, bei denen du schon unten durch bist, bevor du angefangen hast. Vielleicht mögen sie deine Nase oder den Tonfall deiner Stimme nicht. Kritik würde ich nur von Menschen annehmen (Notiz an mein jüngeres Selbst), die selber gute Kurse durchführen, und nicht von jedem Dahergelaufenen, der sich einfach von deinen sehr günstigen Kursen unterhalten lassen will, aber eigentlich nichts an sich selbst ändern möchte.
Lerne, Kurse zu planen, zu strukturieren, Pausen und Ankommenszeiten einzuplanen. Schaue darauf, dass deine Teilnehmenden sich in deiner Präsenz wohlfühlen. Deine Kleidung spricht auch während dein Mund den Kurs formuliert, ihre ganz eigene Sprache. Kleidung hat auf der Bühne eine sehr starke Signal- und Kommunikationswirkung.
Mir persönlich haben damals TED-Talks auf Youtube geholfen, Menschen auf Bühnen sprechen zu sehen. Beobachte, lerne und entwickle deinen eigenen Stil. Ich kann es nicht genug oft sagen: In Zukunft wird mit der ganzen KI-Sache, die menschliche Authentizität ein absoluter Game changer sein. Die Leute spüren den Esprit, die Energie und die Leidenschaft eines lebendigen, verbundenen Menschen. Das Bedürfnis nach dieser Wahrhaftigkeit wird sich umgekehrt proportional zu der Zunahme der KI entwickeln.
Natürlich ist es ausserdem wichtig, dass du auch deine Zielgruppe erreichst und richtig anwirbst; sonst kommen nur deine Mutter und deine Freunde an deinen Vortrag. Nichts gegen Familie, aber du willst auch andere Menschen erreichen.
Als Pionier hat man da oft Probleme, da man nur zu oft schon weit in der Materie und in der Zukunft drin ist. Ich bin deshalb auf Partner angewiesen, die eine Brücke zwischen mir und den Menschen bauen, die ich sonst nicht erreichen würde. Ein Weg wäre Social Media. Ein Weg, aber nicht mein Weg. Es stresst mich zum Beispiel, meine Botschaft in kurze Reels zu fassen.
Was meine ich damit?
Ich schreibe nun schon seit 6 Jahren diesen Blog in über 120 Beiträgen. Bisher konnte ich nur die Spitze von dem erzählen, was ich noch rausbringen möchte. Das Ganze braucht Zeit.
Gartenteam-Leiter:
Seitdem wir hier ins Toggenburg gezogen sind, arbeite ich drei Tage die Woche für ein Unternehmen, das Menschen eine Plattform, Struktur und ein Einkommen gibt. Vor 15 Jahren wurde "läbeplus" gegründet. Unsere kleine Firma bietet Umzüge, Reinigung, Räumungen und Gartenunterhalt an. Ich leite das Team Garten. Als Teamleiter gehe ich mit unseren Teilnehmenden (so heissen die Leute, die zu uns kommen) in die Gärten unserer Kunden, um sie zu pflegen.
Fun Fact: Vor 10 Jahren hätte ich schonmal ein ganzes Gartenpflegeunternehmen (inkl. Stammkundschaft) übernehmen können, doch das schien mir da nicht mein Weg zu sein. Mit der Integrationsarbeit verbunden macht es mir aber Spass. Das Unternehmen ist ein gemeinnütziger Verein, der gleichzeitig aber unabhängig von Staatsgeldern agiert. Wir bekommen nichts von der Arbeitslosenkasse. Bei uns arbeiten Flüchtlinge, Menschen, die ihren Job wechseln und irgendwo neu einsteigen wollen, und Menschen, die arbeiten wollen, aber noch nicht genau wissen, was.
Neben den anderen Berufen hat dieser Job, vor allem zu Beginn, sehr viel meiner Kapazität in Anspruch genommen. Das Fachliche war kein Problem, doch die ganzen Systeme, Abläufe und Kundengärten kennenzulernen, dagegen schon . Dazu kommt: Ich arbeite in einer fremden Stadt mit hunderten Einbahnstrassen, die das Navi nicht immer kennt. Mein Fahrzeug ist ein Kipplader, der über 2 Meter breit ist und St. Gallen, eine Stadt mit vielen schmalen Strässchen.
Ich wäre nicht ich, wenn ich nicht ständig irgendwelche Verbesserungsvorschläge unseren Kunden unterbreiten würde. Ein Beispiel: Die Schweizerinnen und Schweizer sind davon besessen, den Garten vor dem Winter minuziös aufzuräumen; da muss das Beet leer sein und glänzen! Das macht MAN halt so!
Aber genau aufrechte, markhaltige Stängel von Stauden sind wichtige Winterdomizile für allerlei Insekten. Die bohren sich eine kuschlige Höhle in die Stängel von Sonnenblumen, Sonnenhut und vielen anderen. Räumt man die ab, dann nimmt man die Insekten direkt mit und/oder lässt ihnen keinen Rückzugsort mehr. Hast du einen eigenen Garten oder Balkon, kann ich dir Folgendes raten: Mach nur das Nötigste und lass so viel wie möglich stehen. Die abgestorbenen Blätter schützen dazu noch den Boden vor Auswaschung im Winter.
Ich habe mit der neuen, beruflichen Herausforderung gelernt, den perfekten Tujaheckenschnitt mit einer Form der Gartenpflege zu kombinieren, der auch noch für Insekten einen Lebensraum lässt; da ist gute Kommunikation mit dem Kunden wichtig. Früher war Ziergarten gegen Permakultur. Heute dagegen verstehe ich es, die beiden Welten zu ergänzen.
Meine Mitarbeiter zu führen und anzuleiten, macht mir viel Freude. Chef sein ist nicht so einfach, doch es erfüllt mich mit Sinn und lässt mich auch menschlich wachsen. Der Verein/Firma ist aus einer baptistischen Kirche heraus entstanden und mir gefällt, dass alle Mitglieder für ein grösseres Ganzes arbeiten. Ob sich das christlich, jüdisch, islamisch oder sonst irgendwie nennt, ist mir egal. Sobald ich sehe, dass sie ihre Werte auch leben, kann ich sie ernst nehmen und respektieren.
Das Arbeiten dort fühlt sich wie eine Selbstständigkeit an. Nur dass die ganze Büroarbeit und andere, zeitraubende Aufgaben wegfallen. Meine Autonomie und das Vertrauen, das mir entgegengebracht wird, lassen mich wirklich in dieser Rolle ankommen. Es steht für mich fest: Ich kann in keinem Job arbeiten, der für mich nicht einen tiefen Sinn ergibt, das wäre verschwendete Lebenszeit. Zeit, die auch ein hoher Lohn nicht mehr zurückzukaufen vermag.
Ein Blick in die Zukunft – Als was werde ich arbeiten?
Als Autor?
Ich möchte noch viel mehr schreiben, da ich mich so sehr gut ausdrücken kann. Bis jetzt schreibe ich vor allem diese Blogbeiträge, Beiträge auf Social Media, Ausschreibungstexte für meine Kurse und für andere Leute. Manchmal arbeite ich an einem Magazinbeitrag oder an dem ein oder anderen Gedicht.
Da ist noch einiges geplant. So viele Ideen schreien noch nach meiner Aufmerksamkeit, dass ich fürchte, in diesem Leben nicht mehr fertig zu werden (ich bin erst knappe 32).
Bildung revolutionieren?
Die Bildung, wie wir sie jetzt grossflächig praktizieren, befindet sich meiner Meinung nach nicht auf organischen/natürlichen Wegen; sowohl bei Kindern, Jugendlichen, als auch bei Erwachsenen. Sie muss wieder intrinsisch werden und nicht von aussen forciert. So zerstören wir so unglaublich viel Genialität schon in ihrem Keimprozess. Doch genau dafür stehe ich mit meiner Arbeit: Das Potenzial in jedem Menschen durch eine, von innen motivierte Bildungs- und Entwicklungsform zur Blüte zu bringen. Nie wieder: Das kannst du nicht! Dafür bist du nicht geeignet! In diese Richtung denkt MAN nicht! Das gibt es nicht! und all seine Konsorten a la Couleur!
Wir Menschen haben so viele Entwicklungsmöglichkeiten und mir wird immer klarer, dass ich mit meinem speziellen Lebenslauf für eine Zeit gekommen bin, die gerade anfängt. Ich kann und will auf niemanden mehr warten und arbeite nur mit Menschen zusammen, die das Zeug dazu haben, etwas zu verändern. Mit den Lichtkriegerinnen und Lichtkriegern dieser Welt. Es gibt schon einige davon. Viele davon lesen sogar diese Zeilen. Spreche ich etwa von dir?




Lieber Joscha
Vieles kommt mir bekannt vor aus deinem Arbeitslebenslauf. Einfach für Geld zu arbeiten, ohne einen Sinn in der Arbeit zu sehen, habe ich auch nie längere Zeit geschafft (wenn auch oft einiges länger als du). Das Leben ist tatsächlich zu wertvoll, um es mit belangloser Arbeit zu füllen. Und belanglose, ja richtig schlimme Arbeiten findet man auch an Orten, die nach aussen kreativ und fortschrittlich erscheinen - und umgekehrt. Ich habe ursprünglich einen technisch handwerklichen Beruf erlern. Ein paar Jahre nach der Lehre habe ich diesem Beruf den Rücken zugewendet und diverse andere Sachen gemacht. Mit 47 Jahren wurde ich Vater und plötzlich spielte auch das Geld eine wichtige Rolle. Durch glückliche Zufälle habe ich dann eine Quereinsteiger-Stelle…
Guten Tag Joscha,
ich hatte bereits ein paar Mal überlegt, Deinen Newsletter abzustellen, weil ich nicht gerne lange Texte am Computer lese.
Zum Glück habe ich das sein lassen. Dein Text hier hat mich sehr inspieriert. Ich habe seit 10 Jahren das erste Mal wieder einen Kurs abgehalten, diesmal, wie man praktisch aus der Brennnessel Fasern gewinnt und zu Waldwolle verspinnt.
Alle Teilnehmer waren begeistert. Nur eben dieses Werben in sozialen Medien bereitet auch mir Probleme, weil mein Leben ja vor allem draußen und im Wald stattfindet (und da treffe ich fast nie auf andere Menschen ;-)).
Für den zweiten Kurs habe ich bis jetzt nur eine Handvoll Anmeldungen (war beim ersten Kurs in dieser Zeitspanne auch so). Doch ich…
Jetzt könnt ihr wieder ohne Anmeldung Kommentare verfassen!
Liebe Heidi
Vielen Dank für deine liebe Rückmeldung und deine Gedanken zur Lesbarkeit.
Wir planen, die Beiträge als E-books zum Download zur verfügung zu stellen, dass du sie auch offline auf einem E-reader lesen kannst. Bis dahin, kannst du folgendes tun:
Du kanns die Schrift folgendermassen vergrössern. Auf dem Handy: Mit zwei Fingern heranzoomen. Auf dem PC/Laptop: Drücke die Strg/CTrl-Taste und vergrössere gleichzeitig die Seite mit dem Rad an deiner Maus. Wenn du ein Touchpad hast (also keine Maus), dann funktioniert die Zweifinger-Methode, wie am Handy.
Wenn es immer noch anstrengend ist: Du kannst zum Beispiel mit dem Nachtmodus (bei Windows) die Farbverteilung deines Bildschirmes, auf wärmere Rottöne verstellen. Du dir den Text auch von einem Onlineprogramm vorlesen lassen oder…
Hoi Josha,
toll, was du alles machst und wie du es machst. Sehr schön, wie du deinen eigenen Weg findest in dieser Welt und das Beste machst aus deinen Talenten. Du bist sicher eine grosse Inspiration für viele Menschen und ermutigst sie neue Erfahrungen zu machen und auch aus Misserfolgen zu lernen. Daher gibt es keine Misserfolge mehr 🙂
Eine Bitte habe ich: Die Schrift in deinem neuen Blog ist für meine Augen recht anstrengend, weil sie zu klein und zu wenig kontrastreich ist.
Ich werde gerne weiterhin hören und lesen wie es weitergeht und vielleicht auch wieder mal einen Kurs besuchen bei dir.
Alles Gute und liebe Grüsse
Heidi